Spiegelschatten statement




EN

My current project “Spiegelschatten” (Mirror Shadows) deals with the aesthetics of social networks, specifically its effects on the psyche of the user. The conformation of selfies to the plain surface of mainstream leaves the feeling of self- esteem scared. Influenced by these ideals, I look at my own female body, knowing well that all humans, even men succumb to these compulsions.

In this ongoing series I explore my body using my cellphone-camera. The phone, almost being a body part, becomes the tool of my body-exploration while also serving as the image-carrier of my paintings. Oberdimensioned to scale the cellphone looses its handy, cute size. Larger than life, it stands monumentally in the room, laning on a wall or laying on the ground. The cellphone monstrously engulfes its surroundings. The proportions between user and phone reverse, mirroring the overwhelming control of the device over its users. My research challenges digital body-ideals and the norms of the Social-Media-World. By revealing my inner doubts on canvas, I reconquer the authorship of my body by painting my personal shadow, thus revealing and embracing it. Out of this self-portrayal a surreal mirror-image of „soul-body“ and „body-soul“ emerges.

With the brush in my hand I gain access to technoid worlds, using the form of the iPhone, and giving it a personal concept. The color-palette focuses on blue, green and violet. This reduced color-repertoire represents the cold, artificial athmosphere the light from the screen produces on flesh and skin. Some mirror-images are in the screenshots themselves, hovering on the canvas, while others have escaped the screenshots and are placed in closed and round forms of a showerhead or peg. Details such as the location, battery and icons are visible or fading into the surreal surroundings. Through the conscious and playfull setting in the paintings, the shapes loose their real source and replace the home-button or the phones’ camera. The circle takes the shape of a magnifying glass or a hand mirror. My selfie dances over the screen like a play ball. The icons flash up in the motifs, small and enigmatic like a tattoo on the screen-skin. I subject this influencial force that has the ability to delete information with one click, giving out likes, faking or idealising pictures, strengthening or weakening the self-confidence, to my own motives. Flowing, glazing and diffuse forms pierce the canvas like a flood of pictures. They take over large parts of the painting and manifest themselves in body parts and unknown beings. The selfies transcend time and space and transform the perception of my person, thus starting a new narrative of my identity. In this spirit my work represents a journey to my inner self.
(Julie Batteux, 2023)







DE

Mein aktuelles Projekt „Spiegelschatten“ beschäftigt sich mit den ästhetischen Leitkulturen sozialer Netzwerke hinsichtlich ihrer Auswirkung auf die Psyche der Nutzerin. Die in Selfies geforderte Anpassung an die glatte Oberfläche der Körperideale des Mainstreams hinterlässt Verletzungen im Selbstwertgefühl. Von diesen Idealen geprägt werfe ich einen Blick auf meinen Körper. Ich verschaffe mir durch verzogene, verzerrte und ungewöhnliche Perspektiven einen neuen Selbstblick. Der kommerziell vereinnahmte Diskurs über Body Positivity übersieht das Gefühl des Versagens, das sich einstellt wenn die Selbstliebe nicht zündet. Eine Selbstliebe, die zur Aufgabe, zur mentalen Arbeit wird und somit erneut Druck auf die betroffene Subjekte ausübt. Ich werde Leibeigene der gesellschaftlichen Debatte ohne Aussicht auf Befreiung des eigenen Leibes. Zu faul, zu undiszipliniert, meinen Körper zu definieren, zu beherrschen. Zu feige, ihn zu lieben und zu akzeptieren. So möchte ich im physischen Prozess der malerischen Reflexion die Autorenschaft über mein Körperbild zurückerobern, indem ich meine intimen Selbstzweifel und Körperängste auf der Leinwand offenbare, meinem persönlichen Schatten begegne, ihn enthülle und mir zu eigen mache.

In dieser noch fortlaufenden Serie erforsche ich meinen Körper im Spiegel meiner Handykamera. Das Handy, fast schon menschliches Körperteil, wird zum Werkzeug meiner Körperforschung und dient zugleich als Bildträger meiner händischen Malerei. Maßstabgetreu überdimensioniert verliert das Handy seine handhabbare, niedliche Größe. Übermenschengroß steht es monumental frei im Raum, lehnt an einer Wand, oder liegt auf dem Boden. So nimmt das Handy monströs seine Umgebung in Beschlag. Das Größenverhältnis zwischen Nutzer:innen und iPhone kehrt sich um und spiegelt installativ die übermächtige Herrschaft des Gerätes über seine Besitzer:innen. Meine Recherche hinterfragt die digitalen Körperideale und Normen der Social Media-Welt. Ich erobere mir malerisch die Autorenschaft über mein Körperbild zurück, indem ich meine intimen Selbstzweifel und Körperängste auf der Leinwand offenbare, meinem persönlichen Schatten begegne, ihn enthülle und mir zu eigen mache. Aus dieser Selbstdarstellung entpuppt sich ein surreales Spiegelbild von Seelenkörper und Körperseele. Körperlichkeit und Emotionalität verschmelzen in diesem Prozess und bedingen sich gegenseitig.

Mit dem Pinsel in meiner Hand nehme ich einen analogen Zugriff auf technoide Welten, bediene mich der Form des iPhones und gebe ihm einen persönlichen Ausdruck. Die Farbpalette konzentriert sich auf Blau-, Grün-, Rot-, Violett- und Fleischtöne. Dieses Farbrepertoire repräsentiert die kühle, künstliche Atmosphäre, die das Bildschirmlicht im Zusammenspiel mit Fleisch und Haut bewirkt. Einige Spiegelbilder befinden sich im Fenster des Screenshot, der im offenen Bildraum schwebt. Details wie Entstehungsort, Akkustand und Icons bleiben erkennbar oder lösen sich in der surrealen Umgebung auf. Andere Selfies haben sich aus den Screenshots befreit und finden ihren Platz in geschlossenen, sicheren, runden Formen eines Duschkopfes oder Abflussstöpsels. Durch die bewusste und spielerische Setzung in die Malerei verlieren die Formen ihren realen Ursprung und ersetzen den Home-Button oder die Handykamera. Der Kreis nimmt die Gestalt einer Lupe oder eines Handspiegels an. Mein Selfie tanzt wie ein Spielball über die Leinwand. Das Selfie nimmt Raum, integriert sich in das iPhone und verdrängt seine Funktionen. Die Icons blinken in den Motiven auf, klein und hintergründig wie Tätowierungen auf der Bildhaut. Diese einflussreiche Macht, die mit einem Klick Information löscht, Likes vergibt, Bilder fälscht, idealisiert, das Selbstwertgefühl stärkt oder schwächt, unterwerfe ich im bildnerischen Prozess meinen Motiven. Fließende, lasierende und diffuse Formen durchdringen die Leinwände gleich einer Bilderflut. Sie nehmen große Flächen des Bildes ein und lassen Trugbilder von Körperteilen, unbekannten Wesen und Gesichtern aus dieser Flut auftauchen. Die Selfies verwandeln sich jenseits von Zeit und Raum in neue Sichtweisen meiner Person und beginnen eine eigene Erzählung meiner Identität. In diesem Sinne begab ich mich in meiner Arbeit auf eine Reise zu mir selber. (Julie Batteux, 2023)










“Kopfüber #1”, Öl auf Leinwand, 220 x 77 cm (86,6 x 30,3 in), 2023, © Julie Batteux









“Kopfüber #2”, Öl auf Leinwand, 220 x 77 cm (86,6 x 30,3 in), 2023, © Julie Batteux










“Entsperre mich #3”, oil on canvas, 30 x 30 cm (11,8 x 11.8 in), 2023, © Julie Batteux










“Entsperre mich #2”, oil on canvas, 59 x 59 cm (23,2 x 23,2 in), 2023, © Julie Batteux










“Entsperre mich #1”, oil on canvas, 115 x 115 cm (45,2 x 45,2 in), 2023, © Julie Batteux


















“Display #10”, oil on canvas, 250 x 120 cm (98,4 x 47,2 in), 2022, © Julie Batteux
















“Display #9”, oil on canvas, 250 x 120 cm (98,4 x 47,2 in), 2022, © Julie Batteux


















“Display #5”, oil on canvas, 250 x 120 cm (98,4 x 47,2 in), 2021, © Julie Batteux



















“Display #6”, oil on canvas, 250 x 120 cm (98,4 x 47,2 in), 2021, © Julie Batteux


















“Display #7”, oil on canvas, 250 x 120 cm (98,4 x 47,2 in), 2021, © Julie Batteux


















“Display #8”, oil on canvas, 250 x 120 cm (98,4 x 47,2 in), 2022, © Julie Batteux










“Display #4”, oil on canvas, 200 x 200 cm (78,7 x 78,7 in), 2021, © Julie Batteux










“Display #3”, oil on canvas, 140 x 140 cm (55,1 x 55,1 in), 2021
, © Julie Batteux










 “Display #2”, oil on canvas, 140 x 140 cm (55,1 x 55,1 in), 2021
, © Julie Batteux










“Display #1”, oil on canvas/ screen printing, 140 x 140 cm (55,1 x 55,1 in), 2021, © Julie Batteux